Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, stand auch die siebte Runde der Europameisterschaftssaison ganz im Zeichen der beiden Titelanwärter Antonio Albacete und Jochen Hahn. Der Rest des Starterfeldes hat der Dominanz der beiden MAN-Fahrer unter normalen Umständen wenig entgegen zu setzen. Die Abstände fallen zumeist recht deutlich aus: Antonio Albacete gelang es, als Sieger des ersten Championshiprennens rund zwölf Sekunden zwischen sich und den Drittplatzierten Markus Bösiger zu legen. Der Spanier begann das Rennen in Smolensk mit einer perfekt getimten Qualifying-Runde. In der ersten Superpole zauberte Albacete im letzten Umlauf noch eine fabelhafte Zeit auf den Asphalt, er war der einzige Pilot, der unter 1:51 gestoppt wurde und damit um gut drei Zehntel Sekunden schneller als Jochen Hahn.
Aus der Pole Position machte Antonio dann im Rennen das Beste, bei seinem Start-Ziel-Sieg hatte er die Konkurrenz und vor allem Verfolger Jochen Hahn immer gut unter Kontrolle. Am Ende der vierzehn Rennrunden wies sogar Hahn einen Rückstand von knapp sechs Sekunden auf den Sieger auf.
Im zweiten Lauf hatte Antonio Albacete dann doppelt Pech. Nach einer phantastischen Leistung, die ihn vom achten Startplatz bis auf Platz zwei geführt hatte, ging dem Fahrer mit der Startnummer 2 die Zeit aus: Renè Reinert, der sich mit einer tadellosen Leistung den Sieg sicherte, hätte sich Albacete sicher noch „geschnappt“, doch das Rennen wurde nach einem Unfall von Markus Oestreich in der zwölften Runde vorzeitig abgebrochen. In diesem Fall zählt die Reihenfolge im vorletzten Umlauf als Ergebnis – und da rangierte Albacete noch auf dem dritten Platz; das Überholmanöver, das ihn auf Platz zwei führte, fand erst knapp danach statt.
Am zweiten Tag steigerte sich der Spanier sogar noch einmal. Erneut war er im Qualifying der schnellste Fahrer und blieb auf dem verwinkelten Kurs wiederum als Einziger unter der Marke von 1:51 Minuten. Bei seiner schnellsten Runde war Albacete sogar noch einen Tick besser unterwegs als am Vortag, der Abstand auf den Zweitplatzierten Hahn betrug knapp eine dreiviertel Sekunde. Im Rennen gelang es Hahn allerdings in der ersten Runde, Albacete auszukontern. Der Spanier blieb danach zwar permanent am Heck des aktuellen Europameisters, hatte aber keine Chance, sauber an dem Markengefährten vorbei zu kommen. Ein Überholversuch in der letzten Runde blieb erfolglos: Albacete versuchte, sich am Ende der Start- und Zielgeraden innen an Hahn vorbei zu bremsen. Dabei kam es zum intensiven Austausch von Lackpartikeln, Albacete konnte sich sogar vor dem Konkurrenten platzieren. Nachdem die Aktion aber nicht ganz „besenrein“ war, ließ der Fahrer des Cepsa-MAN den Spitzenreiter wieder passieren, um sich keinen Ärger mit den Kommissaren einzuhandeln.
Im letzten Rennen musste Albacete dann noch einmal hart arbeiten. Was vor allem an einer unübersichtlichen Situation nach dem Start lag, als sich der Spanier förmlich einbetoniert in einem Pulk wieder fand. Bis sich das Knäuel aufgelöst hatte, waren die meisten Konkurrenten schon weit enteilt, Albacete sortierte sich zunächst an neunter Position ein. Mit einer sehenswerten Leistung gelang es ihm trotzdem, sich noch bis auf den dritten Platz vor zu arbeiten. Damit hatte der dreifache Europameister in der Summe einen Punkt mehr auf dem Konto angesammelt wie Jochen Hahn.
Dominique Lachèze startete mit der siebtschnellsten Rundenzeit in das russische Rennwochenende. Im ersten Rennen etablierte sich der Franzose im vorderen Mittelfeld, wurde dann aber von den Rennkommissaren „eingebremst“: Die bestellten Lachèze zu einer Drive Through-Strafe in die Boxengasse ein, Grund dafür war die mehrmalige verbotene Berührung der „Corner Marker“. Danach konnte Lachèze dem Hauptfeld nur noch hinterherfahren, er wurde nach den vierzehn Rennrunden an neunter Position abgewunken. Deutlich besser lief es für den Fahrer des Bernau-Trucks im zweiten Lauf, wo er von der undankbaren neunten Position aus starten musste und damit die Spitzengruppe vor sich hatte. Mit einer guten Leistung arbeitete sich der Franzose bis auf den sechsten Platz vor. Doch über das Ergebnis des Zieleinlaufs konnte sich „Domi“ nicht allzu lange freuen, erneut war er ins Visier der Regelhüter geraten, die ihm zur Abwechslung eine 30-Sekunden-Strafe aufbrummten, die ihn vom sechsten auf dne zehnten Platz abrutschen ließen. Diesmal wurde als Grund dafür eine leichte Berührung mit Jochen Hahn angegeben.
Die Ergebnisse der beiden Sonntagsrennen fielen dann erfreulicher aus. Zwar reichte die Rundenzeit im Zeittraining Superpole diesmal nur für den neunten Startplatz im dritten Championshiprennen des Wochenendes. Allerdings verbesserte sich Dominique Lachèze im Rennen um einen Platz und hatte sich als Achter die Pole Position für den abschließenden Wertungslauf gesichert. Das Startgetümmel überstand Dominique unbeschadet und kämpfte sich trotz der drängelnden Verfolger als Spitzenreiter aus der ersten Haarnadelkurve. Im weiteren Verlauf der vierzehn zu fahrenden Runden musste der Franzose das Spitzenduo Albacete/Hahn ziehen lassen, auch der Schweizer Markus Bösiger konnte sich noch an dem Franzosen vorbei kämpfen. Den vierten Platz verteidigte Lachèze dann eisern bis in Ziel und zeigte sich mit dem Resultat zum Ende des Gastspiels in Russland zufrieden.
Jetzt haben die Fahrer und ihre Teams erst einmal Zeit, um durch zu atmen. Nach dem dick gepackten Kalender der letzten Wochen und Monate steht eine vierwöchige Sommerpause an, ehe sich die Truck Racer am ersten Septemberwochenende auf dem Motodrom in Most in treffen und dort in das letzte Drittel der Saison starten.