Für die Truck Racer gibt es auch beim Deutschen Truck Grand Prix auf dem Nürburgring nur ein Maximum von 60 Punkten zu holen. Doch das ganze Ambiente dieser Veranstaltung verlangt allen Beteiligten das Äußerste ab. Für die Fahrer und ihre Teams bedeutet die Veranstaltung Mega-Stress, zwischen Autogrammstunden, Sponsorenverpflichtungen und dem hautnahen Kontakt mir den Fans bleibt kaum Zeit, sich auf die Rennen zu konzentrieren. Das Geschehen auf der Piste beginnt am Nürburgring üblicherweise ebenfalls mindestens einen Tag früher als gewohnt. Im vergangenen Jahr gab es eine Pause, doch bei der jüngsten Auflage des Eifelspektakels setzte der veranstaltende ADAC Mittelrhein am Donnerstag wieder einen Mitfahrtag für VIPs und Medienvertreter aufs Programm.

Wer sich daran beteiligt, erwirbt zugleich das Recht, am Nachmittag beim offenen Training zusätzliche Runden drehen zu können. Die Fahrer und ihre Teams können also intensiv testen, ohne dafür einen Circuit mieten zu müssen. Das eigentliche freie Training nach dem standardisierten FIA-Schema findet dann am Freitag statt, im Anschluss daran müssen die Akteure zum ersten Qualifying auf die Piste.
Das stand – welche Überraschung – wieder ganz im Zeichen der beiden MAN-Fahrer Antonio Albacete und Jochen Hahn. Die beiden Konkurrenten schenken sich wirklich nichts – diesmal übertrumpfte Albacete den Deutschen um die Winzigkeit von 11 Hundertstel Sekunden. Für Hahn war das insofern von Bedeutung, da er wegen eines Vorfalls in Donington auf dem Nürburgring um drei Startplätze nach hinten versetzt wurde und somit aus der dritten Reihe starten musste. Albacete bekam es daher mit Adam Lacko zu tun, der als drittschnellster Fahrer gestoppt worden war.

Als sich das Starterfeld am frühen Nachmittag zum ersten Championshiprace versammelt hatte, begann es heftig zu regnen. Wieder einmal war das Wetter ein Thema auf dem Nürburgring. Das Rennen ging dann erstaunlich glimpflich über die Bühne, diesmal war allerdings nicht Albacete der Regenkönig, sondern Lacko; der spanische Verfolger musste sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben.

Was für den zweiten Lauf einen Startplatz aus der vierten Reihe bedeutete. Das zweite Championshiprace ging erst im zweiten Anlauf über die Bühne, zuvor waren die Trucks wegen Aquaplaning reihenweise in die Kiesbetten geschlittert. In diesem Rennen stellte Albacete einmal mehr seine Klasse unter Beweise und gewann trotz der extrem schwierigen Bedingungen mit klarem Vorsprung vor Gerd Körber. Mit diesem Erfolg hatte sich der dreifache Europameister zum ersten Mal in diesem Jahr an die Spitze des Gesamtklassements gesetzt.

Doch die Freude über den Platz an der Sonne sollte nicht all zu lange anhalten. Denn am Sonntag hatte Antonio Albacete gleich mehrfach Pech. Zunächst wurden ihm alle Zeiten aus dem Qualifying – in dem er erneut die Bestzeit gefahren war – gestrichen, aufgrund eines Elektronikfehlers war er in einer Runde einen Tick zu schnell unterwegs. Folglich musste der Fahrer des Cepsa-MAN vom zehnten Startplatz aus ins Rennen gehen – und schaffte es nach einer sehenswerten Vorstellung, sich bis auf einen Podiumsplatz nach vorne zu kämpfen. Im abschließenden vierten Championshiprace fuhr Anthony Janiec in einer überflüssigen Aktion (für die er im Nachgang bestraft wurde) ins Heck des Cepsa-MAN, was unter anderem einen „Plattfuss“ zur Folge hatte. Mit diesem Handicap war Albacete im Kampf um eine Top-Platzierung chancenlos, er musste sich mit dem sechsten Rang zufrieden geben.

Dominique Lacheze lief dagegen am Ende des Truck Grand Prix zu ganz großer Form auf. Am Samstag kam der Franzose im ersten Regenrennen noch leidlich zurecht. Er wurde nach dreizehn nassen Runden an achter Position abgewunken. Im zweiten Wertungslauf bei noch extremeren Bedingungen „parkte“ Domi seinen MAN spektakulär auf einem Reifenstapel unterhalb der Mercedes-Tribüne, nachdem Aquaplanning die Bremsen wirkungslos gemacht hatte: Von der Pole Position aus ins Rennen gestartet, hatte Lacheze zunächst die undankbare Aufgabe, als erster durch die kleinen Seen fahren zu müssen, die sich überall auf der Strecke gebildet hatten. Als der  Unfall passierte, lag der Fahrer des TSB-MAN an dritter Stelle.
Im dritten Championshiprace am Sonntagvormittag geriet der Franzose in der Kurzanbindung mit dem knapp hinter ihm liegenden Schweizer Markus Bösiger aneinander. Beide Trucks landeten dabei im Seitenstreifen, so dass die Marshals einmal mehr die rote Flagge schwenken mussten. Lachèze konnte das Rennen nach dem Einsatz eines Bergefahrzeugs wieder fortsetzen und wurde erneut Achter. Damit durfte er zum zweiten Mal an diesem Wochenende aus der Pole Position ins Rennen gehen. Diesmal klappte es bei akzeptablen Bedingungen deutlich besser als am Vortag: Nach dreizehn Runden hatte nur Markus Oestreich eine Lücke gefunden und war an Lachèze vorbei gezogen, der die Ziellinie mit seinem MAN als Zweiter überflog.