Beim fünften Termin der FIA Truck Racing Championship 2012 in Donington Park gab es wie üblich vier Wertungsläufe, doch das Highlight an diesem Wochenende war das erste Sonntagsrennen, bei dem Antonio Albacete seine Extra-Klasse eindrucksvoll unter Beweis stellte. Die Gelegenheit dazu gab ihm das britische Wetter, das sich an beiden Tagen als ziemlich launisch erwies. Unmittelbar vor dem Start zu diesem Wertungslauf setzte ein heftiger Regenschauer die hügelige Piste unter Wasser, auch während des auf 15 Runden angesetzten Rennens hatten die Fahrer mit schwierigen Bedingungen und einsetzendem Regen zu kämpfen. Antonio Albacete startete mit der zweitschnellsten Trainingszeit neben Jochen Hahn, der sich die Pole Position gesichert hatte.

Doch schon nach kurzer Zeit hatte sich der Spanier an die Spitze des Feldes gesetzt – und fuhr wie auf Schienen um den regennassen Kurs. Mehr als dreizehn Sekunden betrug der Vorsprung des Spaniers am Ende auf den zweitplatzierten Markus Oestreich, der ebenfalls noch an Hahn vorbei gegangen war. Angesichts der Umstände eine geradezu sensationelle Leistung des mehrfachen Europameisters, der sich damit schon zum zweiten Mal in dieser Saison als „Regenmeister“ erwiesen hatte.

In den drei anderen Championshiprennen schlug sich Albacete ebenfalls gut. Am Samstag war er mit einem zweiten Platz in das Wochenende gestartet. Jochen Hahn hatte im ersten Lauf aus seiner Pole Position das Beste gemacht und war bei seinem Start-Ziel-Sieg fehlerfrei geblieben. Albacete war der einzige Fahrer, der das Tempo des aktuellen Champions mitgehen konnte und diesen über die gesamte Renndistanz unter Druck setzte. Im nachfolgenden Lauf mit gedrehtem Start zeigte sich einmal mehr, dass sich der Charakter dieser Rennen stark gewandelt hat. Als das System des „reverse grid“, bei dem die acht erstplatzierten Fahrer aus dem Rennen 1 beim Start zum jeweils zweiten Rennen des Tages die umgekehrte Reihenfolge einnehmen, vor einigen Jahren eingeführt wurde, hatten sich meist noch die „üblichen Verdächtigen“ nach vorne durchgewühlt. Inzwischen gibt es ein starkes Mittelfeld, das sich mit etwas Glück bei dieser Konstellation durchsetzen kann. In Nogaro waren das Dominique Lacheze und Anthony Janiec, eine Woche später in Donington Park nutzte zunächst David Vrsecky wieder einmal die Gunst der Stunde und fuhr mit seinem Freightliner-Hauber als erster über die Ziellinie. Glücklicher Zweiter: Dominique Lacheze. Antonio Albacete blieb in diesem Lauf hinter Markus Bösiger hängen, der sich mit seinen Renault ziemlich breit gemacht hatte – mehr als der sechste Rang war für den Top-Fahrer daher nicht zu holen.

Am Sonntag fand der abschließende Lauf nach dem vorausgegangenen Regenrennen auf wieder trockener Fahrbahn statt. Diesmal behauptete sich Norbert Kiss mit dem MAN des Frankie Oxxo Teams gegen den Rest des Feldes und behielt seine Spitzenposition (er war von der Pole aus gestartet) bis zum Ende des Laufs bei. Die ewigen Rivalen Hahn und Albacete kamen nacheinander auf den Plätzen vier und fünf ins Ziel.
Jochen Hahn war an diesem Wochenende in Großbritannien nur einen Hauch erfolgreicher als Antonio Albacete, er vergrößerte seinen Vorsprung in der EM-Tabelle von einem auf zwei Punkte. Allerdings wird der Deutsche beim Truck Grand Prix auf dem Nürburgring wegen einer nachträglich ausgesprochenen Strafe beim Start zum ersten Wertungslauf um drei Plätze nach hinten versetzt.

Dominique Lachèze Top-Platzierung war wie bereits kurz erwähnt der zweite Platz im zweiten Rennen von Donington Park. Der Franzose hatte das Feld etliche Runden lang angeführt, dann allerdings erwies sich Vrsecky als einen Tick schneller. Die Angriffe des ebenfalls heranstürmenden Jochen Hahn konnte der Franzose aber bis ins Ziel erfolgreich abwehren. Zuvor war „Domi“ bereits im vorderen Mittelfeld gelandet, er war im Championshiprace 1 als Sechster abgewunken worden.
Der Samstag sollte für den Franzosen der bessere Tag bleiben: Am Sonntag agierte er zunächst wegen der schlechten Wetterbedingungen sehr vorsichtig und wurde Zehnter. Im zweiten Lauf schließlich schoss ein Konkurrent den Truck des Bernau Teams ab, noch vor dem Ende der ersten Runde steckte der MAN daher im Kiesbett fest und wurde dort noch von einem ebenfalls „abfliegenden“ Truck gerammt. Trotzdem hielt es die Rennleitung nicht für nötig das Rennen abzubrechen. Lutz Bernau zeigte sich trotzdem zufrieden mit der Ausbeute aus den beiden aufeinander folgenden Rennwochenenden: „Mit dem Sieg in Nogaro und dem zweiten Platz hier in Donington hat Dominique Lachèze sein Potential unter Beweis gestellt. Wir sind sicher, dass er in den nächsten Rennen noch etliche Top-Resultate einfahren wird.“