Die Bernau-Trucks siegen drei Mal auf dem Circuit Paul Armagnac
Mit einer erfreulichen Bilanz, in die nur nach dem letzten Rennen ein paar Wermutstropfen fielen, starteten Antonio Albacete und Dominique Lacheze in das zweite Doppelwochenende der Rennsaison 2012. Wie schon beim Auftakt zur aktuellen EM, treffen sich die Akteure an zwei aufeinander folgenden Wochenenden, diesmal stehen zunächst der Termin im südwestfranzösischen Pyrenäenort Nogaro und unmittelbar danach das Rennen in Donington Park (Großbritannien auf dem Programm. Die Terminsetzung bedeutet einerseits für die Logistik der Teams eine große Herausforderung. Zum anderen sind größere Reparaturen oder Umbauten an den Renn-Lkw ohne ein Intervall in der heimischen Werkstatt kaum zu bewerkstelligen.
Schon in den freien Trainingseinheiten kristallisierte sich heraus, dass der Zweikampf zwischen Antonio Albacete und Jochen Hahn weiterhin das Geschehen an der Spitze bestimmen wird. Die beiden Fahrer sind zur Zeit die tonangebenden Konkurrenten im Truckrennsport. Nachdem sich Hahn an den ersten Wochenenden beim Qualifying einige Male die Pole Position des Trainingsschnellsten sichern konnte, präsentierte sich diesmal der spanische Motorsportprofi in Bestform und sicherte sich die beste Startposition für das erste Rennen.
Was bei der Streckenführung in Nogaro ein entscheidender Vorteil ist, Albacete konnte sich beim Start den nötigen Vorsprung verschaffen, um knapp vor Hahn in die erste Kurve zu gehen. Der amtierende Europameister heftete sich ans Heck des Cepsa-MAN, bekam aber in den zwölf Runden dieses Championshiprennens nie eine wirkliche Chance, um an seinem Markenkollegen vorbei zu gehen. Das Podium wurde durch Markus Oestreich (Renault) komplettiert.
Dominique Lacheze wiederum blieb in diesem Lauf hinter dem zähen Finnen Mika Mäkinen hängen, der dem etwas schnelleren Franzosen clever alle Möglichkeiten zum Überholen verbaute. Lacheze überquerte den Zielstrich zwei Zehntelsekunden hinter dem schwarzen MAN, der als siebter Truck abgewunken wurde.
Was sich aber im zweiten Rennen als großer Pluspunkt erweisen sollte – denn als Achter des ersten Laufs hatte „Domi“ im nachfolgenden Championshiprennen die Pole Position inne. Diesmal machte der Franzose alles richtig und fuhr ein phantastisches Rennen. Schon nach wenigen Runden wurde klar, dass sich Lacheze an diesem Nachmittag allenfalls selbst besiegen könnte – mit immer größer werdendem Abstand auf die Verfolger spulte der Spitzenreiter sein Programm ab, nach zwölf Runden hatte der Fahrer des Bernau-Trucks einen Vorsprung von mehr als neun Sekunden auf Adam Lacko (Renault) heraus gefahren und konnte sich über seinen ersten Sieg in der Saison 2012 freuen.
Am zweiten Tag war es erneut der erfolgreichste Pilot der letzten Jahre, der mit der schnellsten Trainingsrunde gestoppt wurde. Pole bleibt Pole, freute sich Antonio Albacete nach dem Qualifying, das denkbar knapp ausging: Eine Zehntelsekunde trennte die beiden MAN-Konkurrenten an diesem Morgen. Wie schon am Vortag, ließ der Spanier seiner besten Rundenzeit einen souveränen Start-Ziel-Sieg vor Jochen Hahn folgen. Es war der dritte Erfolg für einen vom Team Trucksport Lutz Bernau aufgebauten Race Truck an diesem Wochenende.
Auch Dominique Lacheze zeigte sich hoch motiviert und konnte sich gegenüber seiner Trainingszeit um zwei Plätze verbessern, er kam als Fünfter ins Ziel.
Im abschließenden Rennen ging es ziemlich robust zur Sache. Neuling René Reinert hatte zum ersten Mal die Pole Position inne. In der Kurve nach der Startgeraden touchierten sich der Deutsche und der Ungar Norbert Kiss, Reinert kam dabei ins Schleudern, rutschte einmal quer über die Fahrbahn und wirbelte viel Staub auf. Dadurch konnten entliche Fahrer nicht mehr rechtzeitig bremsen beziehungsweise ausweichen, was weitere Karambolagen zur Folge hatte. Auch Dominique Lacheze wurde dabei „abgeschossen“ ohne recht zu wissen, von wem. Der Franzose musste das Rennen wegen der Schäden an seinem MAN in der dritten Runde vorzeitig aufgeben.
Antonio Albacete kam zwar besser zurecht, wurde aber erneut mit einer umstrittenen Entscheidung zu einer Drive-Through-Strafe verdonnert, die ihn weit zurück ins Mittelfeld warf. Am Ende erhielt er eine weitere Drive-Through, die aber in eine 30-Sekunden-Zeitstrafe umgewandelt wurde – er hatte beim ersten Mal die weiße Linie überfahren. Kleiner Trost für den Spanier: Auch Jochen Hahn, der eigentlich als Zweitplatzierter hinter dem zähen Franzosen Anthony Janiec ins Ziel gekommen war, wurde mit 30 Sekunden abgestraft und rutschte dadurch auf den zehnten Platz ab.
Damit verringerte sich der Abstand zwischen den beiden klaren Titelfavoriten auf nur noch einen Punkt – mit einem ähnlich guten Abschneiden beim Rennen in Donington könnte Albacete erstmals in dieser Saison die EM-Führung übernehmen.