Ein Sensationeller Einstand
Dass Uwe Nittel ein Motorsportler mit viel Talent, Routine und Können ist, hatte er im vergangenen Jahr mehrmals unter Beweis gestellt. Aber kaum jemand hätte wohl erwartet, wie furios der Ex-Rallyeprofi ins neue Rennjahr starten würde. Schon in der ersten Ergebnistabelle, die im britischen Donington ausgedruckt wurde, rangierte der Fahrer im MAN von Truck Sport Bernau an erster Position.
Ein freies Training mag zwar mitunter ein Muster ohne Wert sein, weil der eine oder andere Akteur blufft und noch nicht das Optimum zeigt. Für Nittel war das allerdings der Beweis, dass die Umstellung vom Hauben- auf ein Frontlenkerfahrzeug geglückt ist.
Der Motorsportler zollte dem Team viel Lob – der Truck sei erstklassig zu fahren und leichter beherrschbar als der manchmal eigenwillige Hauber, auf dem er sich in der vorangegangenen Saison den Titel Rookie of the Year erkämpft hat. Dass die Rundenzeit aus dem freien Training kein Zufallstreffer war, stellte Uwe Nittel am folgenden Tag unter Beweis, als die Fahrer im Zeittraining ihre Karten aufdecken mussten.
Mit der fünftschnellsten Runde qualifizierte sich Nittel mühelos für die zweite Runde. Im Zeittraining um die Superpole legte Nittel dann noch einmal zu – und wurde als schnellster MAN-Fahrer mit der zweitbesten Rundenzeit gestoppt. Beim turbulenten Start zum ersten Rennen im Jahr 2011 zeigte Nittel dann, dass er auch gelernt hat, die Ellbogen einzusetzen; er behauptete sich mit Materialeinsatz gegen seinen früheren Teamkollegen David Vrsecky, verlor allerdings bei diesem Zweikampf einen Platz.
Was Nittel zu leisten imstande ist, zeigte sich anschließend – er schloss schnell zu Antonio Albacete auf und ging dessen Tempo mühelos mit. Der Deutsche und der Spanier absolvierten die fünfzehn Runden praktisch als Geleitzug, Nittel schoss gerade einmal vier Zehntel Sekunden hinter dem Cepsa-MAN über die Ziellinie. Der Neuzugang beim Team Bernau bestätigte im zweiten Wertungslauf seine starke Leistung. Obwohl er wegen der vorangegangenen Rangelei mit Vrsecky von den Stewards um einige Startreihen nach hinten versetzt wurde, war Uwe Nittel nach dem Rennen erneut auf dem Siegerpodest zu finden. Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte er sich den Bronze-Platz erkämpft.
Am Ostersonntag musste Nittel zunächst etwas zurück stecken, im Zeittraining Superpole wurde er Sechster. Wobei ein Blick auf die Ergebnisliste die Leistungsdichte in der Spitzengruppe verdeutlicht – zwischen dem Zweiten und dem Achten liegen gerade einmal vier Zehntel Sekunden! Das Championshiprace 3 sollte das einzige Rennen des Auftaktwochenendes werden, an dem Nittel nicht auf einen Podiumsplatz fahren konnte. Er wühlte sich vom sechsten Startplatz aus zwei Plätze nach vorne und wurde als Vierter abgewunken. Im vierten und letzten Kampf um die ersten EM-Punkte des neuen Jahres drehte der Deutsche dann noch einmal mächtig auf.
Zweiter wurde Nittel am Ende, mit ein wenig mehr Glück hätte es sogar der erste Sieg in seiner jungen Truck Race Karriere werden können. Allerdings hatte Nittel das Pech, nach einigen Runden als Verfolger zum Spitzenreiter Stuart Oliver aufgeschlossen zu haben – der Dritte, Jochen Hahn, war in der komfortableren Ausgangsposition. Er musste nur abwarten, wie der Zweikampf der beiden Kontrahenten ausgehen würde. Als Nittel dann den auf einer „Kampflinie“ fahrenden Oliver endlich überholen konnte, gerieten die beiden Trucks weit hinaus ins englische Grün – was einer Einladung an Jochen gleich kam, die dieser gerne annahm. Hahn vor Nittel und Oese lautete der Zieleinlauf am Ende. Das Trio hatte ausgerechnet in England für einen deutschen Dreifach-Erfolg gesorgt. Und am Ende eines ereignisreichen Wochenendes stand sich Uwe Nittel in der EM-Tabelle auf dem zweiten Platz hinter Spitzenreiter Oestreich – ein denkwürdiger Saisonauftakt!