Würde die Aufholjagd von Antonio Albacete doch noch mit einer erfolgreichen Titelverteidigung enden? Das war die große Frage, die sich nicht nur das Team von Truck Sport Bernau vor dem ersten „Ausritt“ auf der berühmten Rennstrecke in Le Mans stellte.
Für Antonio sprach vor dem finalen Rennen dieses Jahres die starke ansteigende Formkurve – nach einer, wie der Spanier feststellte, „durchwachsenen“ Saison war es ihm in einem spannenden Endspurt gelungen, Spitzenreiter Jochen Hahn noch einmal gewaltig unter Druck zu setzen. Hahn konnte seinerseits auf einen wenn auch knappen Vorsprung bauen. Der Konkurrent aus dem MAN-Lager brauchte also nur auf „ankommen in den Punkterängen“ fahren, während von Albacete die Bestform gefordert war.
Im ersten Zeittraining präsentierten sich allerdings einmal mehr die Renault-Trucks des MKR-Teams als die Schnellsten. Das Trio hatte sich in den letzten Runden zum Trainingsweltmeister gemausert und viele Pole Postions geholt, wobei die Trucks im Rennen stark abbauten und daher durchaus zu schlagen waren. Für Antonio Albacete lief der Kampf gegen die Stoppuhr nicht optimal, im Zeittraining um die Superpole rangierte er zwei Plätze hinter dem Favoriten, Uwe Nittel hatte sich noch dazwischen geschoben. Im Rennen schloss der Spanier dann noch zu Hahn auf, aber der Konkurrent war auf der Hut und fuhr fehlerfrei, so dass Albacete keine Chance hatte, an dem schwarzen MAN vorbei zu kommen.
Auch im zweiten Lauf lief es nicht gut für den Spanier. Denn in der Schikane, in der sich das Starterfeld noch einmal zusammen schiebt, musste Antonio die zweite Kurve über den Sicherheitsstreifen abschneiden, um nicht in eine Karambolage verwickelt zu werden. Damit hatte er sich eine Drive-Thru-Strafe eingefangen – und keine Chance mehr auf eine gute Platzierung. Obwohl Albacete mit der schnellsten Rennrunde gestoppt wurde, reichte es nur noch für den neunten Rang. Jochen Hahn war derweil weit enteilt und konnte sich nach dem zweiten Platz fast schon beruhigt zurück legen: Für den Titelgewinn fehlten ihm zwar vier Punkte, doch dass der Verfolger am letzten Tag 26 Punkte aufholen würde, war dann doch sehr unwahrscheinlich.
Trotzdem hatte das Bernau-Team Grund zur Freude, denn mit Uwe Nittels starker Performance – er wurde in diesem Rennen Zweiter – hatte die Paarung Albacete/Nittel die Teammeisterschaft für Truck Sport Bernau geholt.
Im letzten Zeittraining der Saison 2011 lag Albacete nach der zweiten Runde Qualifyings zwar als bester MAN-Fahrer auf Platz sechs und damit zwei Positionen vor Hahn. Doch das Rennen um den Titel war damit fast schon entschieden, wobei zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte, was sich dann am Nachmittag beim Start zum dritten Championshiprace abspielen würde. Beim Start stach der Franzose Janiec (Renault) in die Lücke zwischen Albacete und Buggyra-Pilot David Vrsecky, der von der Pole aus gestartet war. Da die Lücke aber deutlich zu klein war, erwischte Janiec zunächst den Cepsa-MAN auf Höhe der Hinterreifen. Albacete drehte sich dadurch und krachte in Vrseckys Freightliner. Im weiteren Verlauf des Unfalls wurden noch mehrere Trucks schwer beschädigt, am Ende landete Albacete ausgerechnet im MAN des Teamkollegen Uwe Nittel. Die beiden Fahrzeuge kamen schließlich an der Begrenzungsmauer zum Stehen. Albacete wurde bei dem Unfall leicht verletzt und zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht, konnte aber am Abend mit schmerzenden Rippen an der FIA-Gala teilnehmen.
Das Rennen um die EM war damit entschieden, allerdings nicht in der Form, wie sich das das Team um Lutz Bernau vorgestellt hatte. Auch auf diesem Weg herzlichen Glückwunsch an den neuen Champion Jochen Hahn.