Das zweite Truckrennen in Russland wird Uwe Nittel vermutlich nicht in besonders guter Erinnerung behalten. Die Ergebnisse entsprachen nicht wirklich den Erwartungen von Fahrer und Team. Die besonderen Herausforderungen dieser Rennstrecke, die nicht immer nachvollziehbaren Entscheidungen der Rennleitung, und die Tücken der Technik sollten dieses Rennwochenende als eines "zum Abhaken" werden lassen.
Am Anfang der sechsten Runde der aktuellen Saison standen für Uwe Nittel und das Bernau-Team noch die messbaren Leistungen auf der Rennstrecke im Mittelpunkt der Betrachtungen. Der Kurs ist schwierig zu fahren und mit zahlreichen Kurven gespickt, die dem Autodrom eher eine Zick-Zack-Anmutung geben als die einer klassischen Rundstrecke. Nittel fand sich damit aber auf Anhieb gut zurecht, in den beiden freien Trainings rangierte er an erster bzw. zweiter Position. Mitunter decken die Piloten dabei ihre Karten noch nicht auf, doch Antonio Albacetes Bestzeit aus dem zweiten freien Training war an diesem Wochenende die schnellste Runde, die in den Ergebnislisten zu finden ist. Auch Nittels Zeiten waren top. Im ersten Zeittraining Superpole der Top Ten schaffte der MAN-Fahrer dann den viertschnellsten Umlauf. Beim Start zum ersten Wertungslauf absolvierte Nittel die erste Kurve im Sandwich-Verfahren – eingeklemmt zwischen Vrseckys Freightliner und Markus Bösigers Renault. Später musste der MAN-Fahrer einmal durch die Boxengasse fahren, die Stewards hatten sich an einem Überholmanöver Nittels, aber nicht an den wilden Attacken des Lokalmatadors Alexander Lvov gestört. Dadurch fiel der Deutsche weit zurück, mehr als der zehnte Platz war für ihn danach nicht mehr zu holen.
Nach dem zweiten Samstagsrennen freuten sich Nittel und das Team zunächst über den sechsten Platz und die schnellste Rennrunde, doch nachdem die Rennkommissare getagt hatten, erhielt die Freude einen jähen Dämpfer. In schwer nachvollziehbaren Entscheidungen wurden die an Platz fünf und sechs rangierenden Markus Bösiger und Uwe Nittel jeweils abgestraft. Der Schweizer erhielt eine Zeitstrafe für unsportliches Verhalten, Nittel wurde eine Disqualifikation aufgebrummt, die aber für sechs Rennen ausgesetzt wird, und nur eintritt, wenn sich die Offiziellen an einer seiner Aktionen stören sollten. Dadurch tauschten beide die Positionen.
Am Sonntag war Nittel nach den beiden Qualifying-Durchgängen mit der sechstschnellsten Runde gestoppt worden. Auch ein Motorwechsel, der in Rekordzeit und perfekter Zusammenarbeit der MAN- und der Bernau Mechaniker zwischen Zeittraining und Rennen 3 durchgeführt wurde, konnte das Blatt nicht wenden. „Dank“ der Entscheidungen des Vortages agierte Uwe im dritten Championshiprace extrem vorsichtig und beschränkte sich darauf, den langsameren Stuart Oliver über die gesamte Distanz unter Druck zu setzen, ohne ihn zu berühren, aber aufgrund der massiven Abwehrtechnik des Briten war ein Überholen unmöglich. Die Rennleitung bestrafte Oliver für seinen Fahrstil allerdings mit einer 30 Sekunden Strafe und Uwe wurde als Sechster gewertet.
Im letzten Rennen wiederum wurde der Deutsche in der Startphase von der Piste gerempelt (ohne dass sich die Rennleitung daran irgendwie gestört hätte), wobei eine Steckachse des MAN abriß. Nittel musste sein demoliertes Renngerät förmlich um den Kurs tragen, die schnellste Rundenzeit lag knapp 17 Sekunden über der des späteren Siegers Lacko. Frustrierend für einen Motorsportler, doch es ging um die Punkte für die Teammeisterschaft, die Nittel damit rettete.