Misano: Die Grippe fällt den britischen Bären
Wenn man Chris Levett betrachtet, drängt sich unweigerlich der Eindruck auf, den gut gebauten Briten könne nichts so schnell umwerfen. Doch ein paar Grippeviren machten dem einstigen Rugby-Spieler ausgerechnet beim Saisonauftakt der Truck Racer im italienischen Misano Adriatico schwer zu schaffen.
Genau genommen wäre der Pilot reif für’s Krankenrevier gewesen, trotzdem kämpfte er sich irgendwie durch das Wochenende. Wie fast alle Fahrer, wurde auch Chris Levett am ersten Tag mit den Tücken für des neu eingeführten Trainingsmodus konfrontiert. Der Kampf gegen die Uhr wird jetzt in zwei Runden ausgetragen. Zunächst geht es in einer fünfzehn Minuten dauernden Trainingseinheit, darum, unter die besten zehn Fahrer zu kommen. Was unter normalen Umständen für Top-Piloten wie Chris Levett kein Problem darstellt, zumal das Fahrerfeld in diesem Jahr etwas kleiner geworden ist. Danach bleiben in der zweiten Rundes des Qualifyings, genannt „Superpole“ , nur noch zehn Minuten, um sich eine möglichst gute Ausgangsposition für das Rennen zu erkämpfen. Das Problem dabei: Einerseits bauen die derzeit erlaubten Reifen extrem stark ab, andererseits stellen auf langen Circuits mit Rundenzeiten über zwei Minuten gerade einmal drei Runden das maximal Mögliche dar. Diese Konstellation hat jetzt zur Folge, dass das Gros der Fahrer den ersten Teil des Qualifyings nach einer schnellen Runde beendet und höchstens auf der Strecke bleibt, um mit gedrosseltem Tempo die Reifen warm zu halten. Im zweiten Teil gilt es dann, in kürzester Zeit die Top-Leistung abzurufen.
Beim ersten Rennen der Saison 2010 verwunderten die teils extremen Zeitunterschiede zwischen den Fahrern, die ein unzutreffendes Bild über die tatsächliche Leistungsdichte vermitteln, was nicht zuletzt auch an der Reifenproblematik liegt. Chris Levett konnte den ersten Lauf aus der dritten Startreihe angehen, er war in der Superpole mit der sechstschnellsten Trainingsrunde gestoppt worden. Der grippegeschwächte Pilot kam dann nach zwölf Runden an neunter Position ins Ziel. Nachdem der zweite Lauf nach einem Unfall und Organisationschaos schon nach einem Umlauf abgebrochen werden musste, stand der nächste Auftritt erst am Sonntagmorgen auf dem Programm. An der Spitze rangierte diesmal Markus Bösiger statt Jochen Hahn, doch auf Position sechs blieb alles unverändert, die gehörte erneut dem britischen Truck Racer. Der schaffte es anschließend, im Championshiprace 3 den Platz zu halten.
Im letzten Rennen des Wochenendes hatte die Grippe nicht nur Levett, sondern auch dessen Truck gepackt: Wegen eines technischen Problems fiel der blaue MAN mit der Startnummer 5 immer weiter zurück und rangierte am Ende abgeschlagen auf dem dreizehnten Rang. Knapp zwei Wochen hat der Engländer jetzt Zeit, um sich auszukurieren. Der Bernau-Crew bleibt dagegen gerade einmal eine Woche, um die Renngeräte wieder auf Vordermann zu bringen, dann muss der Tross schon zum nächsten Lauf in Albacete, der Hauptstadt der spanischen Provinz La Mancha aufbrechen.