Die irre Trucker Party am neuen Ring
Im vergangenen Jahr waren auf vielen Bildern vom Truck Race am Nürburgring noch jede Menge Baukräne im Hintergrund zu sehen. Die sind inzwischen weggeräumt worden, der neue Nürburgring ist (fast) fertig. Die Um- und Neubauten fanden allerdings zum größten Teil außerhalb der Rennstrecke statt, auf der sich am vergangenen Wochenende die Truck Racer zum sechsten Rennen der aktuellen Saison trafen.
Wobei eine derart nüchterne Beschreibung dem Großereignis in der Eifel natürlich in keinster Weise gerecht wird. Auch wenn die Besucherzahlen (in diesem Jahr kumuliert knapp 180.000) inzwischen weit weg von den Rekorden sind, die vor vielen Jahren gefeiert wurden: Der Deutsche Truck Grand Prix auf Deutschlands berühmtester Rennstrecke lässt sich immer noch am besten mit dem Wort „Wahnsinn“ umschreiben.
Vor allem die Teams, die hier ihr Heimrennen zelebrieren, befinden sich tagelang im Dauerstress zwischen Gästebewirtung, Interviewterminen und Signierstunden. Und richtige Rennen sollten die Truckracer zwischendurch auch noch fahren, wobei sich viele Akteure erst einmal als Taxifahrer betätigt hatten. Das war sozusagen das Warm up am Ring. Am Donnerstag dürfen da traditionell Journalisten und Gäste der Teams sowie der Veranstalter auf dem heißen Stuhl Platz nehmen und werden von den Motorsportlern einige Runden lang um den Ring kutschiert. Am Freitag beginnt dann das Pflichtprogramm mit zwei freien Trainingssessionen und dem Qualifying.
Das Team Bernau hatte beim 24. Truck Grand Prix erneut drei Autos zu betreuen, Dominique Lacheze gehört inzwischen wieder zum „Inventar“ und wildert auch kräftig in den Punkterängen. Chris Levett wiederum gehörte zu den viel Beschäftigten am Ring, denn einige der Truck Racer müssen hier ein extra Pensum bewältigen: das sind die britischen Fahrer, die neben der EM auch die Landesmeisterschaft bestreiten. Da hierfür nur die beiden Rennen um den Mittelrhein-Cup gewertet werden, musste Levett ebenso wie einige Konkurrenten insgesamt sechs Wertungsläufe absolvieren. Das Ergebnis im Stenogramm: Ein Aussetzer, ein Ausreißer, ein Abonnement auf Platz sechs und ein fast schon sensationeller Abschluss eines – nun ja: wahnsinnigen Wochenendes.
Der Ausreißer passierte gleich im ersten Championship Race der FIA Europameisterschaft. Da konnte sich der junge Brite nicht wie erhofft in Szene setzen und landete am Ende der Dreizehn-Runden-Distanz auf dem neunten Platz. In den drei anderen Rennen sollte sich das Gesetz der Serie Geltung verschaffen, diese Läufe beendete Levett jeweils auf dem sechsten Rang.
Der Aussetzer passierte am Samstagabend im ersten Rennen im den Mittelrhein Cup, wobei der Auslöser allerdings Levetts Landsmann Stuart Oliver war. Der sorgte mit einer Aktion, die man getrost in die Kategorie „unüberlegt“ einsortieren kann, dafür, dass die beiden MAN-Renntrucks der derzeit besten britischen Truck Racer schon kurz nach dem Start nicht mehr gebrauchsfähig waren, was wiederum dem prominenten Gastfahrer Striezel Stuck zu einem geradezu gemütlichen Sieg verhalf. Die beiden Frühausscheider mussten folglich am Sonntag vom Ende des Feldes aus ins Rennen gehen – und da konnte man deutlich sehen, welch großes Potential in Levett steckt. Zweifellos ist der vom Team Bernau bestens präparierte MAN den meisten anderen Trucks, die im britischen Championat eingesetzt werden, überlegen. Doch in einem Rennen, in dem viele Starter viel zu verlieren haben, muss man es erst einmal schaffen, von ganz hinten nach ganz vorne zu fahren. Genau das tat Levett, und diesmal half Ex-Formel 1-Fahrer Stuck auch seine langjährige Routine wenig: Levett ließ die Motorsport-Legende buchstäblich stehen und hatte am Ende der dreizehn Runden viereinhalb Sekunden Vorsprung auf den altgedienten Profi herausgefahren. Auch die Wertung der schnellsten Runden ging klar an Chris Levett: Er war in Runde vier, seiner besten, 1,3 Sekunden schneller unterwegs als Stuck, dessen schnellster Umlauf in Runde acht notiert wurde.
Jetzt haben die Teams eine kurze Verschnaufpause, nach dem dicht gedrängten Programm der letzten Wochen gibt es diesmal vier Wochenenden frei, ehe man sich am letzten Augustwochenende zum siebten Rennen der Saison 2009 auf dem Motodrom in Most (Tschechische Republik) trifft.