Zwei gegen Einen
Zwei gegen einen ist unfair, das lernt man schon im Kindergarten. Andererseits gibt es den Spruch „Viel Feind, viel Ehr“. Aber obwohl Chris Levett nicht gerade schmächtig ist, waren es doch zu viele Konkurrenten, die sich den Briten im letzten Rennen von Nogaro vornahmen.
Nach hartem Kampf mit dem Russen Alexander Lvov und dem schweizerischen Ex-Europameister Markus Bösiger war es Levett nicht vergönnt, auch das vierte und abschließende Championshiprennen dieses Wochenendes zu Ende zu fahren.
Doch in den drei Wertungsläufen davor hatte sich der Brite wacker geschlagen. Die Basis für seinen erfolgreichen Auftritt auf der Rennstrecke im Südwesten Frankreichs legte er erneut mit zwei perfekt getimten Umläufen in den Qualifyings. Im ersten Zeittraining am Samstagmorgen zauberte Chris Levett die fünftschnellste Runde auf den Asphalt des Circuits Paul Armagnac, das Ergebnis konnte er einen Tag später egalisieren – was also erneut die fünfte Startposition für das „wertvollere“ der beiden Championshiprennen bedeutete, die am Sonntag auf dem Programm standen.
Die spürbar rauer gewordene Gangart einiger Protagonisten war sicher nicht nach Levetts Geschmack, der Youngster bevorzugt einen sauberen Fahrstil und mag es offenbar nicht besonders, angelehnt an den Truck eines Konkurrenten durch die Kurven zu driften. Im Auftaktrennen musste Levett hart kämpfen, ehe er sich auf dem siebten Rang festsetzen konnte. Im drauf folgenden Lauf schaffte der Engländer das beste Resultat des Wochenendes, als Vierter verpasste er in diesem turbulenten Championshiprace nur knapp das Podium, wobei er sich mit Glück und Cleverness aus den Rangeleien der Kollegen heraus hielt.
Am Sonntag dann „durfte“ Levett das dritte Rennen von Nogaro neben Egon Allgäuer aufnehmen, der sich – mit drei Tausendstel Sekunden Rückstand – als Sechster des Zeittrainings den zweiten Startplatz in der dritten Reihe gesichert hatte. In der turbulenten Startphase tauschten der Brite und der Österreicher die Plätze, ansonsten hielt Levett Kurs und sorgte dafür, dass sich Allgäuer bis zum Ende der zwölf zu fahrenden Runden keinen Fehler erlauben durfte. Mit weniger als einer halben Sekunde Rückstand passierte des Fahrer des blauen Bernau-MAN die karierte Flagge als Sechster.
Das Finale verlief dann leider nicht nach Plan, trotzdem ist das Team zuversichtlich, dass Chris Levett beim nächsten Rennen in zwei Wochen in Barcelona mit etwas mehr Glück wieder mit in den Top Five dabei ist – das Potential dafür hat er zweifellos.
Übrigens rieben sich manche Zuschauer in Nogaro verwundert die Augen, denn den blauen „Birds-MAN“ gab es da gleich zwei Mal. Der Unterschied fiel nur beim Blick auf die Startnummern auf – Dominique Lacheze gab sich in seiner französischen Heimat die Ehre und versuchte sich wieder einmal auf der Rennstrecke, nachdem er schon in der vergangenen Saison mit einem Bernau-MAN noch einmal zu toller Form aufgelaufen war. Anfangs hatten Lacheze und seine Crew Probleme, das richtige Setup zu finden. Doch zum Abschluß klappte es dann wieder ganz gut, der französische Oldie wurde nach einer kämpferischen Vorstellung auf Platz acht notiert. Ein respektables Ergebnis wenn man bedenkt, dass Lacheze in Nogaro seinen ersten Renneinsatz 2009 bestritten hat und auf einem Truck unterwegs ist, der doch schon etwas älter ist als etliche Boliden, die er an diesem Tag hinter sich gelassen hat.