Verkehrte Welt

Daheim in Großbritannien ist es Chris Levett noch nicht gelungen, den mehrfachen Champion Stuart Oliver vom Thron zu stoßen. Ex-Europameister Oliver konnte bislang jedenfalls noch alle Attacken des jungen Nachwuchsfahrers abblocken und die Krone in der Britischen Meisterschaft für sich reklamieren.

Aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sich auch das ändert. Denn in der FIA European Truck Racing Championship fährt Chris Levett mittlerweile doch in anderen Regionen als sein britischer Landsmann. Der Pilot des Trucksport Teams Bernau hat inzwischen den Anschluss an die Spitze gefunden. Das Top-Quartett mit Albacete, Bösiger, Vrsecky und Hahn ist an normalen Tagen noch eine Bank, die zu knacken Levett die Voraussetzungen fehlen. Vor allem dann, wenn es in den Rennen darum geht, die in Hunderten Zweikämpfen erworbene Routine auszuspielen, um im direkten Wettstreit Plätze gut zu machen. Doch bei der dritten Runde dieser Saison zeigte sich, dass er von den Verfolgern der Spitzengruppe einer der Besten ist. Im Zeittraining liefert Levett ohnehin regelmäßig Top-Leistungen ab: In Albacete wurde er am Samstag mit der fünftschnellsten Runde gestoppt, am Sonntag lag er sogar vor Ex-Champion Bösiger und erkämpfte sich mit der viertschnellsten Runde einen Startplatz in der zweiten Reihe.

In den beiden Championshiprennen mit „normaler“ Startaufstellung, die mit der höheren Punktezahl bewertet werden, gelang dem Briten dann die bisher konstanteste Leistung dieser Saison. Er verfehlte in beiden Wertungsläufen als Vierter jeweils knapp das Podium.

In den Rennen mit umgedrehter Startreihenfolge haben vor allem Piloten wie Levett viel zu verlieren: Das Spitzenquartett startet meist dahinter, und wenn die Viererbande mit aller Macht nach vorne stürmt, wird das Mittelfeld kräftig durchgerührt. Es ist wie der Sog eines großen Schiffes, der sich regelmäßig hinter Albacete und Co. bildet – und wer da erst einmal drin steckt, hat Mühe, einen Weg heraus zu finden. In den Rennen zwei und vier war folglich der Kampfgeist von Levett gefordert, er rangierte am Ende der jeweils dreizehn Runden an achter und, am Sonntag, an sechster Position. Mit seinem geglückten Auftritt verbesserte sich der Brite in der EM-Wertung um zwei Plätze auf momentan Rang sieben. Was Teamchef Lutz Bernau noch nicht als Ziel für das Saisonende sehen will: „Chris liegt jetzt im Zwischenklassement nur vier Punkt hinter Altenstrasser und fünf hinter Allgäuer, wenn man seine deutlich ansteigende Formkurve betrachtet, ist da sicher noch etwas zu holen.“