Albacete: Applaus von den allergrößten Fans

Es ist immer ein schmaler Grat, auf dem Sportler bei dem Auftritt vor ihren größten Fans wandeln. Manchmal kann ein Schrei aus tausenden Kehlen Flügel verleihen, ein anderes Mal ist man vor der grandiosen Kulisse der treuesten Unterstützer einen Tick zu sehr ambitioniert – und schon läuft man Gefahr, dass es nicht mehr richtig läuft.

Antonio Albacete kennt dieses Gefühl nur zu gut. Inzwischen hat er gelernt, damit umzugehen und so oder so den Jubel seiner enthusiastischen Landsleute zu genießen. Doch es gab in der Karriere des mehrfachen Europameisters auch Phasen, in denen daheim „nichts lief“, auch wenn es der einstige Tourenwagenpilot ansonsten auf einer Erfolgswelle schwamm.

2009 waren dem Madrilenen beim ersten Gastspiel vor seinen spanischen Landsleuten sowohl die Fans wie auch das Glück wohl gesonnen. Ambitioniert, aber abgeklärt – so könnte man den Auftritt von Antonio Albacete auf dem Circuito de Velocidad in Albacete beschreiben. Damit, soviel vorweg, sollte er am Ende schon zum zweiten Mal in dieser Saison der erfolgreichste Akteur an einem Wochenende werden. Den Auftakt zum geglückten Auftritt legte der Lokalmatador am Samstag im ersten Zeittraining. Da eroberte er sich die Pole Position mit einem sehr deutlichen Vorsprung von fast sieben Zehntel Sekunden. Auch im ersten der beiden Rennen dieses Tages ließ sich der Spanier nicht von der Spitzenposition verdrängen, mit 20 Punkten für das EM-Konto wurde der souveräne Auftritt belohnt.

Im zweiten Lauf musste Albacete folglich vom achten Platz in der vierten Reihe starten, am Ende hatte er sich fast nach ganz vorne gearbeitet. Lediglich David Vrsecky, der als Dritter des ersten Rennens eine Reihe vor dem roten Cepsa-MAN starten durfte, ließ sich diesen Vorteil nicht nehmen und gewann nach dreizehn Runden vor dem local hero.

Am Sonntag war dann die erste Startreihe in toto für MAN reserviert – Jochen Hahn hatte die schnellste Trainingsrunde abgeliefert, gefolgt von Albacete. Der drehte im Rennen allerdings den Spieß um und versetzte den Deutschen, was ihm erneut zwanzig Punkte einbrachte.
Im vierten Lauf sah es dann für die Zuschauer aus, als hinge Albacete hinter dem Führungstrio Hahn, Bösiger und Vrsecky fest. Doch der Lokalmatador war durch einen technischen Defekt gehandicapt: Ein undichter Russfilter hatte einige Kabel verschmort und so die Kühlung der hinteren Bremsen lahm gelegt, was die Möglichkeiten des Piloten deutlich einschränkte. Doch trotz des vierten Platzes im Abschlussrennen zeigte sich Albacete zufrieden mit der Bilanz des dritten Wochenendes – er hatte ja auch sechzehn Punkte mehr gesammelt als David Vrsecky, der zweitbeste Fahrer dieser Runde.

Übrigens: Unter den Zuschauern an der Rennstrecke waren auch die beiden allergrößten Fans des Truckracers – seine Frau Rosa und Antonio junior, der seinem Papa bei etlichen Siegerehrungen zujubelte, schließlich gewann Albacete auch alle parallel ausgetragenen Wertungsläufe zum spanischen Championat.