Ein Einstand nach Maß
„So macht die Sache Spaß!“ Das war der einhellige Tenor im Team Bernau nach dem Start in die neue Europameisterschaftsrunde der Truck Racer.
Zum einen passten die äußeren Bedingungen – der Norden Hollands, ansonsten gerne sturmumtost, zeigte sich nur am Freitag von seiner unfreundlichen Seite, am Samstag und Sonntag war das Wetter für die dortigen Verhältnisse überaus passabel. Zum anderen gelang Antonio Albacete ein Auftakt mit 58 von 60 möglichen Punkten
In den beiden vergangenen Jahren setzte das tschechische Buggyra-Team beim Saisoneinstieg die Richtzeiten, an denen sich der Rest des Feldes zu orientieren hatte. Doch diesmal knüpfte das Truck Sport Lutz Bernau Team an alte Stärke an und setzte die Titelträger der vergangenen Jahre gewaltig unter Druck. Antonio Albacete unterstrich im Cepsa-MAN schon von Beginn an, dass er diesmal ganz vorne mitmischen wollte. Die Bestzeit im ersten Qualifying war das deutliche Signal an die Konkurrenten, dass man sich beim ersten Kräftemessen des Jahres 2009 nicht mit der Rolle des Zweitbesten zu begnügen dachte.
Was danach folgte, war eine Galavorstellung, die die Konkurrenz ein wenig ratlos zurück ließ: Wegen des neuen Austragungsmodus der Rennen folgte auf das Zeittraining das erste Championshiprace, bei dem der Sieger 20 Punkte auf sein Konto schaufeln konnte. Bei diesem Lauf lag der rote MAN vom Start weg in Front – und vermochte sich Runde um Runde abzusetzen. Am Ende betrug der Vorsprung von Antonio Albacete gut elf Sekunden – angesichts der Kräfteverhältnisse der vergangenen Jahre war das eine geradezu unglaubliche Vorstellung. Beim Start zum zweiten Rennen wird neuerdings bekanntlich die Reihenfolge der ersten Acht getauscht. Das heißt: Der Sieger des ersten Championship-Rennens startet von der achten Position, der Achte wiederum darf von der Pole Position aus in den zweiten Lauf starten. Doch auch mit diesem Handicap kam Albacete bestens zurecht, er überholte sechs Konkurrenten und rangierte damit auf dem zweiten Rang.
Als einmal mehr an diesem Wochenende die Reifenfrage aufgeworfen wurde, erklärte sich Lutz Bernau ebenso wie die Vertreter des Cepsa-Teams ohne Diskussion bereit, am nächsten Tag mit zugelosten Pneus zu fahren. Was aber nichts daran ändern sollte, dass Ex-Europameister Albacete auch an diesem Tag der bestimmende Akteur sein sollte. Er fuhr erneut die schnellste Trainingsrunde und landete anschließend im Championship-Rennen 3 seinen zweiten Start-Ziel-Sieg. Der Vorsprung des Spaniers betrug dabei sogar gut vierzehn Sekunden! Auch im abschließenden Lauf des Wochenendes wiederholte Albacete seinen Vortages-Resultat und kam erneut an zweiter Position ins Ziel.
Der zweiten Truck des Bernau-Teams mit Chris Levett am Steuer erwies sich auf der TT-Rennstrecke erst einmal als Himmelsstürmer. Beim Start zum ersten Championship-Rennen am Samstag verwirrte eine konfuse Schaltung der Startampel die Fahrer, Levett gab Vollgas, während ein vor ihm liegender Konkurrent „zuckte“. Levetts MAN erwischte dadurch einen fremden Hinterreifen und stieg erst einmal steil nach oben, eingeklemmt zwischen zwei andere Trucks. Bei den Beobachtern der Szene dauerte die Schrecksekunde sicher länger als bei Levett, der ungerührt weiter fuhr, als alle Räder wieder Bodenkontakt hatten. Allerdings war da das Feld schon soweit enteilt, dass eine Platzierung in den Punkterängen nicht mehr in Frage kam. Der Youngster fährt jetzt seine zweite volle Saison, sein Potential konnte er vor allem am Sonntag im Zeittraining sowie im ersten Championshiprace unter Beweis stellen. Im Qualifying wurde der Brite mit der fünftschnellsten Runde notiert, nach der Disqualifikation von Jochen Hahn (dessen Truck bei der Vermessung durch die FIA einige Zentimeter zu breit war) rückte Levett sogar noch einen Rang nach vorne auf Position vier. Im Rennen schaffte er dann seinen ersten Podiumsplatz in dieser Saison und rangiert in den Ergebnislisten nun an dritter Stelle.