Markus Bösiger feiert einen souveränen Sieg im letzten Rennen
Aus Sicht des Trucksport Teams Lutz Bernau kam in Jarama das Beste wieder einmal ganz zum Schluss. Mit einer Galavorstellung gewann Markus Bösiger den letzten der vier Wertungsläufe in überlegenener Manier – am Ende der zu fahrenden zwölf Runden hatte der Schweizer mehr als 15 Sekunden Vorsprung auf die Verfolger heruasgefahren, zudem ging auch die schnellste Rennrunde auf sein Konto.
Für Bösiger war es eine Art Revanche für die Ereignisse des Vortages und damit ein versöhnlicher Abschluss des turbulenten achten Rennwochenendes der Saison 2014. Der Fahrer des Bernau-Trucks war nach den beiden freien Trainingseinheiten mit der sechstschnellsten Rundenzeit in das vorletzte Meeting dieses Jahres gestartet. Nachdem der Start zum ersten Championshiprace trotz der Spannung im Titelkampf erstaunlich unspektakulär über die Bühne ging, bewegte sich nicht mehr viel in der Spitzengruppe – das Ergebnis des Laufs ist auf den ersten acht Plätzen identisch mit dem Ergebnis des Zeittrainings. Für Bösiger bedeutete das erneut Platz sechs.
Wesentlich „munterer“ gingen die Akteure dann im zweiten Samstagsrennen zur Sache. Da startete Vrsecky über die Wiese und Bösiger wurde in der ersten Kurve von Jose Rodrigues in die Offroad-Zone abgedrängt, wodurch er etliche Plätze verlor. Beim Versuch, wieder Boden gut zu machen, hatte Bösiger nach kurzer Zeit Vrsecky am Heck, der ihn mehrmals in einer Runde ungestüm anschob, sich aber letztlich die Zähne an Bösiger ausbiss. Nach einem weiteren Zweikampf landete Vrsecky jedenfalls im Reifenstapel, der Schweizer beendete die offene Feldschlacht knapp außerhalb der Punkteränge auf Platz elf. Während das heiß umkämpfte Rennen für alle anderen Konkurrenten folgenlos blieb, wollten die Rennkommissare beim Start von Markus Bösiger ein gefährliches Manöver ausgemacht haben und verbannten den Schweizer deshalb für den Start des ersten Sonntagsrennen um zehn Plätze nach hinten.
Bösiger ließ sich davon nicht weiter irritieren und revanchierte sich auf seine Art. Im zweiten Qualifying verbesserte er sich um einen Platz auf Rang fünf, was aufgrund der Strafe Startplatz 15 bedeutete. Daraus machte der Eidgenosse im Rennen ein repsektables Ergebnis, er arbeitete sich in den zwölf Runden bis auf den siebten Rang vor und konnte damit im abschließenden Lauf aus der ersten Reihe starten.
Was an diesem Tag aber nicht unbedingt ein Vorteil war, denn Anthony Janiec, der eigentlich die Pole Position gehabt hätte, fuhr am Ende der Einführungsrunde zurück in die Box. Es tat sich also eine veritable Lücke auf für die Konkurrenten, doch Bösiger war auf der Hut und behauptete sich bis zum Eingang der vorentscheidenden ersten Kurve klar gegen René Reinert. Lacko kam als Zweiter aus der Kurve, konnte die Position bis zum Ende verteidigen – und verlor bis dahin exakt 15.581 Sekunden auf Bösiger, der damit seinen diesjährigen Erfolgen einen weiteren Sieg hinzufügte.
Antonio Albacete blieb vor seinen Fans der ganz große Erfolg versagt. Die zahlreichen Anhänger des Spaniers wußten natürlich um die Spannung im Titelkampf und verwandelten wür üblich den Bereich der Haupttribüne in ein Tollhaus. Am Samstagvormittag hatte Albacete nach seinen Angaben ein kleineres Problem mit dem Setup des Renntrucks, so dass es für ihn nur zur viertschnellsten Rundenzeit reichte. „Glücklicherweise konnten wir das Problem vor dem ersten Rennen lokalisieren und beheben, dann war die Performance des MAN perfekt,“ gab Albacete am Sonntagabend als Resumme zu Protokoll. Das Problem der Spitzenfahrer, die um den Titel kämpfen: Sie liegen in ihrer Leistung ebenso dicht beisammen wie in der Punktetabelle, daher kann schon ein minimaler Fehler eine vorzeitige Entscheidung bringen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Albacete, Hahn und Kiss mehrmals an diesem Wochenende hinter langsameren Fahrern hängen blieben, weil ein Überholversuch kaum kalkulierbare Risiken bedeutet hätte. Nachdem Norbert Kiss die Rennen 1 und 3 gewonnen hatte, war klar, dass Albacete trotz seiner drei Podiumsplätze – er wurde in den ersten drei Championshiprennen jeweils Dritter und im vierten Rennen Vierter – die Spitze der Gesamtwertung abgeben würde. Er rangiert jetzt vor dem Saisonabschluss in Le Mans auf dem zweiten Platz. Chancen auf den Gewinn der Europameisterschaft haben aber unverändert alle drei Titelfavoriten – die Abstände sind so eng, dass sie ein äußerst spannendes Finale garantieren.