Zurück an die Spitze - Albacete und Bösiger beim Truck Grand Prix erfolgreich
Am dritten Juli-Wochenende fand auf dem Nürburgring der Deutsche Truck Grand Prix statt, die bei weitem größte und bedeutendste Veranstaltung im Kalender der FIA European Truck Racing Campionship. Auch bei seiner 29. Auflage wurde der Truck Grand Prix seinem Ruf als Mega-Veranstaltung gerecht. Weil das Truckrennen in der Eifel wegen der Fußball-WM um eine Woche nach hinten verschoben worden war, kam es zu einer interessanten Doppel-Programmierung: Auf den beiden bekanntestesten Rennstrecken Deutschlands fanden parallel zwei der wichtigsten Motorsportveranstltungen statt. Während die Schwergewichte auf dem Eifel-Ring ihr fünftes Meeting in diesem Jahr über die Bühne brachten, gastierte rund 200 km weiter südlich die Formel 1 auf dem Hockenheimring. Wobei die Truckracer wohl das bessere Bild abgaben: Der Truck Grand Prix übt immer noch eine große Faszination auf die Fans der schnellen Laster aus, die Zuschauerresonanz übertraf diesmal die der Formel 1 bei weitem.
Keine Frage, obwohl das Nürburring-Wochenende länger dauert als die üblichen Veranstaltungen, werden auch hier nur 60 Punkte vergeben. Doch für die Truck Racer ist es auch eine Frage der Ehre, vor der Rekordkulisse eine gute Figur abzugeben. Das gelang am Samstag den beiden Piloten, die als Team für Trucksport Lutz Bernau antreten, am Besten. Antonio Albacete nutzte ebenso wie seine Kollegen die Aufwärmaphase mit Taxifahrten und einem freien Training am Donnerstag, um das optimale Set up für das Ring-Wochenende zu finden. Was gut gelang, denn am Freitag schaffte der Spanier im ersten Qualifying die schnellste Rundenzeit, er startete damit im Championshiprace 1 von der Pole Position. Und das gleich zweimal, denn der Lauf wurde nach einem Unfall von René Reinert in der zweiten Runde abgebrochen und neu gestartet. Auch im zweiten Anlauf behielt der Madrilene die Übersicht und nutzte den Vorteil, um als Anführer des Feldes aus der vorentscheidenden ersten Kurve herauszukommen. Verfolger Norbert Kiss blieb zwar dreizehn Runden lang in Lauerstellung, hatte aber keine Chance, am Cepsa-MAN vorbei zu gehen.
Markus Bösiger schloss dieses Rennen als Sechster ab und hatte damit im zweiten Lauf, jetzt mit gedrehtem Start, Gerd Körber und Steffi Halm vor sich. Schon früh zog der Schweizer an den beiden Konkurrenten vorbei und ließ sich auch nicht beirren, als Jochen Hahn in seinem Rückspiegel auftauchte. Mit einer fehlerfreien Leistung beendete Bösiger das Rennen als Sieger. Antonio Albacete kam als Vierter unmittelbar hinter den Rivalen Hahn und Kiss ins Ziel.
Am Sonntag reichte es für den Titelfavoriten zur drittschnellsten Zeit in einem erneut hochklassigen Qualifying. Die drei stärksten Fahrer im Feld liegen derzeit jeweils nur Sekundenbruchteile auseinander. In diesem Fall war Jochen Hahn um 65 Tausendstel Sekunden langsamer als Kiss, Albacete wiederum lag zwei Hundertstel Sekunden hinter Hahn. Der Ungar konnte sich aber nicht allzulange über die Pole Position freuen. Weil er Albacete in einem Umlauf in der Kurve 12/13 behindert hatte, versetzten die Rennkommissare Kiss für den Start des dritten Wertungslaufs um fünf Plätze nach hinten. Damit standen die Dauer-Duellanten Hahn und Albacete in der ersten Startreihe. Diesmal nutzte der Deutsche den Vorteil der Pole Position, doch das Rennen bestritten Hahn und Albacete sozusagen gemeinsam. Nach dreizehn Runden beziehungswseise 47,034 Rennkilometern kam der Spanier eine halbe Sekunde nach Hahn ins Ziel. Die schnellste Rundenzeit in diesem Lauf ging aber auf das Konto des Spaniers.
Im letzten Rennen des XXL-Wochenendes drückten die Protagonisten noch einmal ordentlich aufs Tempo. Zum Abschied boten die Truckracer ihren Fans ein Klasse-Rennen mit teilweise beinahrten Positionskämpfen. Markus Bösiger bekam das gleich am Start zu spüren, als er in eine Rangelei zwischen Reinert und Kiss verwickelt und gedreht wurde. Als der Schweizer seinen Truck vom Reifenstapel weg zurück auf die Piste gebracht hatte, war der Großteil des Feldes bereits entschwunden. Bis zum Ende des Laufs konnte er sich aber wieder bis auf den zehnten Platz vorarbeiten. Am Ende freute sich der Tscheche Adam Lacko über seinen Erfolg und Antonio Albacete über ein Rennen mit gedrehtem Start, in dem für ihn endlich einmal alles nach Plan lief: Er hatte den Kampf um die EM-Punkte vom siebten Startplatz aus aufgenommen, schloss später zum Spitzenreiter Lacko auf, ging kein unnötiges Risiko ein und wurde am Ende für eine tolle Leistung mit dem zweiten Platz belohnt. Aus der Sicht von Antonio Albacete war der Auftritt beim Truck Grand Prix also durchaus erfolgreich – denn am Ende des Wochenendes hatte er mit drei Punkten Vorsprung erneut die Spitze der Gesamtwertung übernommen.