Zwei Siege für die Bernau-Trucks
Das Armagnac im Südwesten Frankreichs ist ein Landstrich, in dem die alten französischen Traditionen noch sehr lebendig sind. Also eine Gegend, in der man auf gutes Essen, gute Getränke (worunter meistens kein alkoholfreies Bier zu verstehen ist) und überhaupt auf den „Lifestyle“ achtet. In Frankreich inkludiert das auch eine ausgedehnte Mittagspause – was sich auch im Zeitplan für das dritte Truckrennen der Saison 2014 niederschlug. Was aber nicht heißt, dass es für die Fahrer und ihre Teams ein gemütlicher Ausflug gewesen wäre. Ganz im Gegenteil, denn der Termin in Nogaro dauert ebenso wie die beiden folgenden (in Österreich und Deutschland) etwas länger als üblich.
Was daran liegt, dass es auch in Nogaro am Freitag Presse- und VIP-Fahrten gibt. Die Teams, die sich dabei als Taxiunternehmer betätigen, haben danach die Möglichkeit, in einem speziellen freien Training eine Stunde lang das optimale Set up für den Circuit herauszufinden oder Modifikationen am Truck auf ihre Wirksamkeit zu testen. Ein Angebot, das auch das Team Bernau dankend annahm. Und wie sich am Wochenende zeigen sollte, hat sich der Extra-Aufwand gelohnt. Denn sowohl Antonio Albacete als auch Markus Bösiger und Lutz Bernau (bei der Teamwertung) standen in Nogaro ganz oben auf dem Siegerpodest.
Den Auftakt machte der spanische Ex-Europameister, der jedoch zunächst seinem Konkurrenten Norbert Kiss den Vortritt lassen musste. Kiss war im ersten Zeittraining einen Tick schneller als Albacete, was diesem den zweiten Startplatz für das erste Rennen bescherte. Als die Ampeln auf grün umsprangen, erwischte Antonio allerdings den besseren Lauf und konterte den Ungarn trotz dessen Pole Position aus. Als die Schlange der Renntrucks nach der ersten Viertel Runde in das Kurvengeschlängel am Ende der Rennstrecke einbog, lag der rote Cepsa-MAN bereits in Front. Antonio Albacete spulte die zwölf Runden mit der Präzision eines Uhrwerks ab und passierte die schwarz-weiß-karierte Flagge etwa eine Sekunde vor dem Verfolger.
Am Sonntag lag Antonio erneut vor Kiss – allerdings mit einem kleinen Unterschied. Diesmal hatte der Spanier erneut den zweiten Startplatz inne, aber von der Pole durfte Jochen Hahn starten. Der war gewarnt und ließ in der Anfangsphase „nichts anbrennen“, so dass das Ergebnis der Spitzenfahrer dem Resultat des Zeittrainings entsprach: Hahn vor Albacete und Kiss.
In den Rennen mit gedrehtem Start lief es dagegen weniger gut für Albacete, der sich zweiten Samstagslauf immerhin Rang sechs erkämpfen konnte. Aus der vierte Reihe starten zu müssen, ist inzwischen zu einem harten Job geworden, die Fahrer davor bilden größtenteils eine hart zu knackende Nuss. „Willst du da überholen, fliegst du entweder ab oder riskierst eine Strafe,“ meine Albacete nach dem letzten Lauf, den er auf Platz acht beendete.
Dass die Läufe mit gedrehtem Start eigene Regeln entwickelt haben, zeigte sich ausgerechnet in diesem finalen Rennen. Da war es Markus Bösiger im MAN von Trucksport Bernau, der sich nach dem Start flugs an die Spitze setzte – und dann ebenso präzise wie tags zuvor Antonio sein Pensum abspulte. Allerdings hatte der Schweizer keinen Kiss an der Heck-Stoßstange kleben, sondern war im Gegenteil allein auf weiter Flur: Bösiger hatte sich rasch einen deutlichen Vorsprung erarbeitet, die schnelleren Verfolger arbeiteten sich derweil an Benedek Major und Rene Reinert ab. Oder an Anthony Janiec. Der ist zwar im Zeittraining in einer Runde um drei oder vier Sekunden langsamer als die Top-Fahrer, weiß aber auch, wie man sich im Rennen ziemlich breit macht und ist entsprechend schwer zu überholen, so lange er keinen Fehler macht.
Bösiger war mit mit einem vierten Platz in das Wochenende von Nogaro gestartet und kam im zweiten Lauf, der wegen eines Unfalls in zwei Teilen geefahren wurde, auf einem Podiumsplatz ins Ziel. Allerdings verhagelten ihm die Stewards den Erfolg, weil sie den Schweizer wegen des Überholmanövers, bei dem er an René Reinert vorbei zog, mit einer 30-Sekunden-Strafe belegten, der ihn aus den Punkterängen katapultierte. Am Sonntag schließlich reichte es dann im ersten Lauf zum sechsten Platz. In der Gesamtwertung bedeutet das momentan Rang fünf für den Fahrer des Bernau-MAN, der damit knapp hinter Adam Lacko (Buggyra) rangiert.
In der Teamwertung durfte sich Lutz Bernau auch in Nogaro wieder etliche Pokale abholen. Hier rangiert das Team Truck Sport Bernau derzeit auf dem ersten Platz.