Vom Nürburgring gibt es die Zusammenfassung des Wochenendes erst am Sonntag und das aus gutem Grund. Am Samstag sollte es nämlich einen spektakulären Unfall geben, bei dem die Fahrerin des Teams Truck Sport Bernau, Ellen Lohr, im Mittelpunkt stand und danach war das ganze Team im Einsatz, um den Renntruck am Sonntag wieder an den Start zu bringen.
Doch der Reihe nach. Der Truck GP am Nürburgring ist traditionell der Saisonhöhepunkt in der Truck Europameisterschaft. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass der Grand Prix in diesem Jahr seine 30. Auflage feierte. Die Veranstalter haben bei der Organisation nochmals Vollgas gegeben und die Zuschauer haben es mit zahlreichem Erscheinen gedankt. Insgesamt 114.000 fanden den Weg an den Ring. „Vor absolut vollen Tribünen zu fahren ist immer ein Highlight. Natürlich gibt es das auch in Frankreich oder anderswo, aber in der Heimat soviel Zuspruch zu erfahren ist natürlich etwas Besonderes.“ gibt dementsprechend Teamchef Lutz Bernau zu Protokoll.
So beginnen die Rennwochenenden am Ring, ebenfalls traditionell, bereits in der Mitte der Woche mit Presse- und Testfahrten, „und das ist zwar anstrengend, aber auch schön, denn richtig viel im Renngerät zu sitzen ist ja der Grund, warum man das als Fahrerin überhaupt macht!“, so Ellen Lohr. Dass die vielen Runden im Renntruck auch hilfreich sind, bei der Suche nach dem maximalen Speed, zeigte sich dann auch in den beiden Zeittrainings zu den Läufen am Samstag und Sonntag. „ Ich habe mich im Truck sehr wohl gefühlt und bin mit den Rundenzeiten richtig zufrieden. Wir waren im Sonntagstraining so nah dran wie selten in dieser Saison. Jetzt heißt es noch an den letzten Zehnteln feilen, aber da bin ich mir sicher, dass ich die mit der Hilfe meines Renningenieurs Volker Schmidt noch finden werde.“ meint eine optimistische Ellen Lohr.
Beim ersten Rennen am Samstag sprang dann der neunte Rang heraus, was für den Reverse Grid der ersten acht wohl das unglücklichste Ergebnis ist. „Schade, aber im zweiten Rennen gebe ich trotzdem alles. Mein Teamkollege Antonio Albacete hat es nach kleinen Problemen mit Platz acht besser erwischt, aber auch aus der Mitte des Feldes ist für den zweiten Tageslauf einiges drin.“ war Ellen vor dem Rennen zuversichtlich. Dann sollte allerdings alles anders kommen. Nach dem Start gab es eine Kettenreaktion, ausgelöst durch Jochen Hahn.
Volker Schmidt dazu: „Ellen hatte einen guten Start und war eigentlich in der ersten Kurve auf der richtigen Linie, aber in der zweiten Kurve hat Hahn Reinert, und dieser dann Lacko nach außen geschubst, so dass dieser plötzlich vor den Truck von Ellen Lohr katapultiert wurde, die sich gerade in der Beschleunigungsphase befand.
Sie berührte mit ihrem Vorderrad das Hinterrad von Adam Lacko und wurde dadurch hoch in die Luft geschleudert, was natürlich eine harte Landung nach sich zog.
Ellen musste zum medizinischen Check ins Krankenhaus, dort wurde aber Entwarnung gegeben. „Einige blöde Prellungen, aber ansonsten alles ok. Da zeigt sich, wie sicher dieser Sport ist. Allerdings mussten meine Mechaniker mal wieder vollen Einsatz zeigen, um die nun so getaufte `Flying Erna` wieder hinzubekommen.“
Am Sonntag ging es für Ellen von Platz acht ins Rennen. Vor `Mr. Truck Race` Gerd Körber und Dauerrivale Janiec. Eine gute Ausgangsposition. Aber am Nürburgring gibt es elten einen reibungslosen Start. Die Kurvenkombination nach Start und Ziel lädt zu „optimistischen Überholmanövern“ ein. „Und natürlich gab es wieder Chaos“, so Ellen nach dem ersten Lauf. „Leider bin ich nicht gut durchgekommen und so lag ich fast am Ende des Feldes.“ Die Aufholjagd endete dann auf einem elften Rang. „Im zweiten Rennen war es dann umgekehrt. Ich bin gut durch das Getümmel durchgekommen und lag nach dem Start auf dem siebten Platz. Dann hatte ich wie so oft mit meinem Ex Teamkollegen Janiec zu tun und obwohl ich deutlich schneller war, habe ich keinen Weg vorbei gefunden.“ Von hinten kam dann noch Albacete und ich habe wenig Gegenwehr gezeigt, in der Hoffnung, dass ich im Anschluss mit ihm gemeinsam an Janiec vorbei komme. Aber das hat nicht geklappt.“ So war es am Ende ein versöhnlicher achter Rang zum Abschluss eines schwierigen Rennwochenendes „Es fehlt ein bisschen das Fortune, das man braucht, um unter die Top 5 zu fahren, aber ich habe bei Team Bernau alle Voraussetzungen dorthin dauerhaft in der zweiten Saisonhälfte vorzustoßen. Die Zielrichtung ist jedenfalls damit klar.“
Ellens Teamkollege Albacete stand insgesamt zweimal auf dem Podest, davon einmal ganz oben. In der Teamwertung gab es zwei Podizumsplätze, somit konnten auch bei der Teammeisterschaft wertvolle Punkte eingefahren werden.
Die Teams gehen nun in eine lange Sommerpause, bis es am letzten Wochenende im August in Tschechischen Most weitergeht.