Was die Spatzen von den Dächern pfiffen ist jetzt Wirklichkeit geworden: Renault trennt sich von MKR und reduziert sein Engagement im Truckrace.

Link zur Presseerklärung: http://www.mkr-technology.com

Der Support von Privatteams soll allerdings weitergehen. Nach jetzigem Stand sollen zwei der MKR Trucks nach Frankreich verkauft sein. Das Team 14 soll einen davon erhalten, es trennt sich von Antony Janiec und wird 2015 vermutlich mit unserem alten Freund José Rodriguez aus Portugal antreten. Das zweite Fahrzeug soll zum Team VTR aus Paris gehen José Teodosio bleibt der Fahrer.

Jean Pierre Blaise weiß noch nicht wie es nächstes Jahr für ihn weitergeht.

Zur aktuellen Situation, ein Interview mit Fabien Calvet, F.I.A. Truckracing Coordinator und Präsident von TRO (Truck Race Organisation) :

TRO:

Fabien, gerade kam die Meldung über den Rückzug von MKR aus der Truckrace Europameisterschaft für die Saison 2014. Was ist Ihre Reaktion darauf?

Fabien Calvet:

Natürlich freut man sich nicht wenn man einen Konkurrenten verliert, besonders wenn es sich um MKR handelt. Ganz ehrlich, seit Monaten erwarteten wir einen Politikwechsel bei Renault. Gut, nun ist es offiziell und wir müssen dementsprechend reagieren.

TRO: Das bedeutet, dass die Renaults aus der Truckrace-Szene verschwinden werden?

FC: Nein! Sicherlich wird es Auswirkungen auf das Gesicht der Meisterschaft haben, aber der Rückzug von MKR als Team bedeutet nicht zwangsweise das Ende des Engagements von Renault Trucks. Erstens, denke ich, wird Renault Trucks auf manchen Grand Prix als Werbepartner dabei sein. Außerdem gibt es immer noch Renault Trucks im Rennen: Jean Pierre Blaise, Team 14, VTR, und andere Konkurrenten machen weiter. Also, wird es noch Renaults auf der Rennstrecke geben. Außerdem wird es meines Wissens Veränderungen bei den Privatteams geben.

TRO: Können Sie uns dazu etwas mehr sagen?

FC: Ich werde nicht alle Geheimnisse verraten solange nichts offiziell ist, aber die Annäherung von Team 14 und VTR zum Beispiel, ist sehr wahrscheinlich. Außerdem könnte dieses neue Team neue Trucks an den Start bringen, und da könnte es eine gehörige Überraschung geben. Wie dem auch sei, eines ist sicher, es wird 2014 Renaults auf der Strecke geben, und das ist das Wichtigste für mich.

TRO: Und wie sehen Sie die Zukunft auf lange Sicht?

FC: Langfristig könnte es tatsächlich eine generelle Neuverteilung der Karten geben. Falls keine zusätzlichen Hersteller hinzukommen, besteht die Gefahr dass die anderen auch aufhören.

TRO: Bedeutet das das Ende der Truckrennen?

FC: Nein, absolut nicht! Es gibt viele andere Rennserien in denen die Hersteller nicht offiziell engagiert sind. Außerdem, wenn sich die Hersteller zurückziehen, eröffnen sich wieder neue Möglichkeiten für „nicht professionelle“ Teams. Heute gibt es A-Motoren, A+ Motoren, B –Motoren….. Alle haben unterschiedliche Chancen. Wenn die Hersteller ein offizielles Engagement beenden, dann wäre das wohl der richtige Moment das Reglement betreffs der Motoren zu ändern.

TRO: Was wollen Sie damit sagen?

FC: Warum könnte man sich nicht einen Einheitsmotor oder eine Einschränkung bei der Motorleistung vorstellen? Die F.I.A. reglementiert bereits Meisterschaften die so funktionieren, warum sollte man sich nicht ein Szenario dieser Art auch im Truckracing vorstellen können?

Nochmal, ich wiederhole mich, es hilft nicht in Panik auszubrechen.

Wir müssen diese Situation als Gelegenheit nutzen die Dinge in nächster Zukunft zu verändern.

TRO: 2014?

FC: Nein! 2014 wird sich nichts verändern und es sind nicht 2 Trucks mehr oder weniger die alles zum Einsturz bringen. Aber trotzdem müssen wir neue Regeln für 2015 schaffen und die Kurve kriegen. Das Truckrennen hat sich immer schon den Änderungen angepasst. Das ist jetzt nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein.

Der Trucksport ist stark. Wir haben die Zuschauer, wir haben die Medien, wir haben Action auf der Rennstrecke, also werden wir überleben. Schauen Sie in Le Mans, auf dem Nürburgring oder in Misano sind alle LKW Hersteller da und wollen das Publikum ansprechen. Wenn mehr als 50.000 Zuschauer pro Rennwochenende kommen, kann man auf so eine Promotion nicht verzichten. Nochmal, keine Panik, wir müssen daran arbeiten und die Situation überwinden.

TRO: Aber die Krise ist da?

FC: Ja na und? Wir haben dieses Jahr den Zuschauerrekord gebrochen. Die Krise wirkt sich auf die Ausgaben aus und ich kann verstehen dass ein Hersteller die Ausgaben in bestimmten Bereichen reduziert, aber nie in allen Bereichen, sonst stirbt er schnell. Nehmen Sie GM In den USA. Trotz der Krise haben sie nie die Werbung reduziert, ganz im Gegenteil. Zwei Jahre später waren sie Weltmarktführer!

TRO: Denken Sie, dass andere Hersteller auf die Rennstrecke kommen werden ?

FC: Zur Zeit waren Renault und MAN offiziell im Truckrennen engagiert.

Die Anderen, wie Mercedes IVECO usw. haben gezögert, weil der Vorsprung im „Racing-Bereich“ enorm war. Wenn wir mit einem neuen Reglement die Karten neu verteilen, haben alle die gleichen Chancen.

TRO: Könnte das den Privatteams helfen?

FC: Ja, im Falle eines Einheitsmotors oder einer Leistungsbegrenzung braucht man keine Millionen Euros in den Motor stecken. Man kann sich durchaus einen Mercedes- oder Scania- oder Iveco- oder Volvo-Vertreter vorstellen der sich auf niedrigerem Niveau am Rennen beteiligt. Wenn die Frage des Motors für alle die gleiche ist, ist der Wettkampf deutlich offener. Heute ist es ohne Motorenentwicklung eines Herstellers quasi unmöglich zu gewinnen. Mein Traum wären 6 oder 7 verschiedene Marken mit einem Einheitsmotor, da bin ich sicher, dass der Kampf wirklich interessant wäre!

TRO: Glauben Sie dass das kommen könnte?

FC: Ich kann dazu nicht mehr sagen. Es liegt erstmal an der F.I.A. sich umgehend mit einer Neuordnung des Reglements 2015 zu befassen. Der Motor ist der springende Punkt und man sollte verschiedene Ideen die in diese Richtung gehen, studieren. Wissen Sie, wir haben exzellente Teams, und ich bin sicher, dass, egal wie unsere Zukunft aussehen wird, es wird immer Renntrucks und mitreißende Kämpfe geben. Wie Sie wissen, habe ich eine optimistische Natur und möchte deshalb den folgenden Punkt festhalten: dieser Politikwechsel kann uns für 2015 einen neuen Atem bringen. Es ist vielleicht das Beste was dem Truckrennen passieren konnte. Wenn wir die Anzahl neuer Teams erhöhen wollen, ohne Kostenexplosion, bleibt der Motor die erste Priorität. Die eigentliche Gefahr war, auf dem Weg auf dem wir waren weiterzugehen, mit explodierenden Kosten für den Motor.

Wir müssen diese Gelegenheit beim Schopf packen, nochmals wie gesagt, die Karten neu verteilen,und dann denke ich, kommen wir sicher wieder zu bezahlbaren Rennen. Nehmen wir ein Beispiel an dem was berits existiert: in den USA erlaubt die Nascar Serie keine grossen technologischen Investitionen. Trotzdem gibt es einen tolle Show, und das Publikum ist da. In Frankreich gibt es Beispiele wie Midjet, Trophée Andros…die ebenfalls gut funktionieren. Wir sollten Rennen dieser Art als Referenz nehmen, die Flinte nicht in Korn werfen und gemeinsam ein neues Kapitel Truckracing angehen.